Aktuelle Informationen rund um die Milch
Bei Milchbäuerin Sigrid geben die Kühe den Ton an.
Sigrids Wecker klingelt, wenn es noch stockdunkel ist. Punkt 4:15 Uhr ist sie schon auf den Beinen, um die gekühlte Milch vom Vorabend bereitzustellen; der Milchsammelwagen hält bei seiner Route über den Deutschnonsberg als erstes bei ihr. Sigrid hat sich an diesen Ablauf gewöhnt. Seit 2015 führt sie den elterlichen Hof und ist für 10 Kühe und einige Kälber verantwortlich. Die gelernte Bildhauerin ist mit ganzem Herzen bei der Sache, „ohne Begeisterung für die Tiere wäre das der falsche Beruf“, sagt die 36-jährige Milchbäuerin, die nach einigen Wanderjahren im Ausland wieder in ihren Heimatort Laurein zurückgekehrt ist.
Der Alltag am Hof dreht sich im Takt mit den Tieren, täglich, ohne Ausnahme. Morgens ist Sigrid bis 7 Uhr im Stall mit Melken, Füttern, Striegeln und Ausmisten beschäftigt. Das zufriedene "Muhhh" der Kühe, die auf einen festen Rhythmus beharren, begleitet sie dabei – ab Mitte März gesellt sich lautstarkes Vogelgezwitscher dazu. Teilweise über 60 Mauerschwalben-Paare nisten in den Ritzen und Schrägen des Stalls. „Die besten Fliegenvernichter, die ich mir wünschen kann“, freut sich die Tierliebhaberin über diese Co-Existenz. Für die Qualität der Milch ist es ausschlaggebend, dass es der Kuh rundum gut geht. Dafür hat Sigrid einen sechsten Sinn entwickelt, und ihre tiefe Verbundenheit mit den Tieren hat ihr schon viele Tierarzt-Besuche erspart. Sie beobachtet jede einzelne Kuh ganz genau: Ist Veilchen heute unruhiger als sonst, warum ist die eine so still? Schließlich hat jede ihren eigenen liebenswerten Charakter. „Ob es eine Lieblingskuh gibt? Ja, aber das darf ich nicht laut sagen“, lacht die Milchbäuerin, „sonst sind die anderen beleidigt."
Nach der Stallarbeit ist der Haushalt an der Reihe, bevor es zu Mittag erneut ans Füttern geht. Wie von einer Essensglocke gerufen, strömen die Milchkühe zum Heutrog herbei; den Vormittag haben sie im Freien verbracht. Sie sind das ganze Jahr über draußen, auch im Winter bei Schnee und Kälte. „Nur bei starkem Wind bleiben sie lieber im Warmen“, schmunzelt Sigrid über die Gewohnheiten ihrer Tiere. Bald dürfen einige auserwählte unter ihnen den Sommer auf der Almweide verbringen. Darunter jene Kälber, die noch keine Milch geben. Von Mai bis November fressen sie sich an würzigen Kräutern und Wiesenblumen satt. Bis es aber soweit ist, genießen sie die Pflege und Obhut von Sigrid, die wie jeden Abend um 17:30 Uhr zum Melken in den Stall kommt. Das letzte Mal an diesem Tag, bevor am nächsten Morgen wieder um 4 Uhr der Wecker klingelt.