26.02.2025
Südtiroler Heumilch: Tradition trifft Zukunft

Aktuelle Informationen rund um die Milch

 

 

Matthias Rier accarezza una mucca

© Foto: IDM Südtirol-Alto Adige/Marco Parisi

 

Auf dem Marmsol-Hof in St. Valentin bei Kastelruth setzt Matthias Rier mit seiner Familie auf nachhaltige Landwirtschaft. Schon als Kind war klar, dass er den Hof übernehmen wird. Seine Leidenschaft für Tiere und Natur führte ihn in die Landwirtschaftsschule, 2012 trat er schließlich in die Fußstapfen seiner Eltern. Die Arbeit als Bergbauer ist fordernd, doch gerade die enge Verbindung zu Tieren und Natur macht sie für ihn so erfüllend. In diesem Interview erzählt uns Matthias Rier über seinen Weg zur Heumilchproduktion und die Bedeutung einer nachhaltigen Milchwirtschaft.

 

Wie bist du zur Heumilchproduktion gekommen?

Als der Milchhof Brixen 2020 das Heumilchprogramm ins Leben rief, stand für mich sofort fest, dass unser Betrieb dabei sein muss. Unsere Grauvieh Kühe sind besonders gut an diese Fütterung angepasst, da sie das Futter optimal verwerten können. Durch die Kombination aus Weidehaltung und Alpung im Sommer senken wir nicht nur die Produktionskosten, sondern bieten gleichzeitig beste Voraussetzungen für gesunde und widerstandsfähige Tiere.

 

Was bedeutet Heumilch für dich und was macht sie so besonders?

Heumilch steht für Nachhaltigkeit und artgerechte Fütterung. Unsere Kühe bekommen frisches Gras, Heu und Getreideschrot. Diese Fütterung wirkt sich nicht nur positiv auf die Tiergesundheit aus, sondern auch auf die Qualität der Milch. Die Vielfalt an Kräutern und Gräsern, die unsere Kühe auf den Weiden und Almen fressen, sorgen für eine hohe Milchqualität und einen unverwechselbaren Geschmack. Besonders beeindruckend ist, dass wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Heumilch einen hohen Gehalt an wertvollen Nährstoffen wie Omega-3-Fettsäuren aufweist*.

 

Welchen Einfluss hat die Fütterung auf das Wohl der Tiere?

Die Fütterung mit Heu ist die ursprünglichste Form der Milcherzeugung. Die grobe Struktur des Futters regt die Speichelbildung an, unterstützt die Verdauung und sorgt für eine gesunde Wiederkautätigkeit. Zudem trägt die Weidehaltung maßgeblich zum Wohlbefinden der Tiere bei – unsere Kühe verbringen die Sommermonate auf der Alm, was ihnen Bewegung, frische Luft und eine abwechslungsreiche Ernährung ermöglicht.

 

Welche Herausforderungen bringt die Heumilchproduktion mit sich?

Das Heu muss absolut trocken eingebracht und gelagert werden. Feuchtigkeit kann die Qualität beeinträchtigen und in weiterer Folge auch die Gesundheit der Tiere. Deshalb sind wir stark von der Witterung abhängig. Eine gute Belüftung und ausreichend Lagerkapazität sind essenziell, um das Futter für die Wintermonate zu sichern. Zudem benötigen die Tiere für die Umstellung von Stall- auf Weidehaltung eine kurze Eingewöhnungszeit. Zu Beginn sinkt die Milchleistung, sie pendelt sich aber nach wenigen Tagen wieder ein.

 

 

prodotti lattiero-caseari con montagne sulle sfondo

© Foto: IDM Südtirol-Alto Adige/Marco Parisi

 

Wie unterstützen das Qualitätszeichen Südtirol und das europäische Gütesiegel g.t.S. deine Arbeit?

Wir sind stolz darauf, ein geschütztes Produkt zu erzeugen. Diese Siegel machen die hohe Qualität sichtbar und helfen uns, einen stabilen Milchpreis zu erzielen. Dennoch finde ich, dass Südtiroler Heumilchprodukte noch mehr Anerkennung verdienen, vor allem im Hinblick auf den Mehraufwand, den wir in der Produktion haben.

 

Gibt es ein Erlebnis, das dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Die Arbeit mit Tieren ist eine schöne Herausforderung und voller Überraschungen. Das beste Gefühl ist es, wenn sich die Tiere in unserer Nähe wohlfühlen. Ein besonderer Tag ist jedes Jahr der Almabtrieb. Diese Tradition wurde über Generationen weitergegeben und stellt das Ende eines gelungenen Almsommers dar – für uns Bäuerinnen und Bauern und unsere Tiere.

 

Wie siehst du die Zukunft der Heumilchproduktion?

Ich blicke positiv in die Zukunft, ein hochwertiges Produkt wie Südtiroler Heumilch wird immer seinen Platz am Markt haben. Wichtig ist, die Konsument:innen besser über die nachhaltige Produktion aufzuklären. Ich wünsche mir zudem, dass Weidemilch – also Milch von Kühen, die ausschließlich im Sommer auf Almen und Weiden grasen –vermarktet wird.

 

Für mich ist klar, dass wir mit der Heumilchproduktion den richtigen Weg eingeschlagen haben. Sie verbindet Tradition mit Zukunft und zeigt, wie nachhaltige Landwirtschaft funktionieren kann. Es macht mich stolz, mit unserer Arbeit auf dem Hof einen echten Beitrag zu leisten.

 

*Fettsäurenspektrum von Heumilch und Heumilchprodukten, M. Schreiner, M. Seiz, W. Ginzinger