Ein wertvolles Erbe, das es zu erhalten gilt
Die bäuerliche Kultur gehört zur Identität unseres Landes. Oder besser gesagt, die Südtiroler Bauernhöfe. Bis heute wurden 348 historische Südtiroler Bauernhöfe unter Denkmalschutz gestellt, davon mehr als 200 als Ensemble. Dadurch erkennt das Land unsere bäuerliche Kultur als gemeinsames Gut an, das es für die Allgemeinheit zu schützen gilt und das besondere Aufmerksamkeit verdient.
Vordergründig sind es die Milchbauern, denen als Bewahrer von Werten eine wichtige Rolle zuteil wird. Zusammengeschlossen im Sennereiverband Südtirol kümmern sich die Bauern um Land und Tiere. Gemeinsam teilen sie ihre Liebe zu den Traditionen, die große Leidenschaft für die Arbeit und die Wertschätzung der Natur. Wer, wenn nicht die Bauern und Hofbesitzer selbst, könnten diese jahrhundertealte Geschichte geprägt von Traditionsbewusstsein und großem Wissen erzählen?
Die Familien Mittermair und Kompatscher, Besitzer des Wieser- bzw. des Funtnatscherhofs, bringen ihre Erfahrungen vom Alltag auf einem Bauernhof mit, wo sie zur Herstellung hochwertiger Milchprodukte mit Qualitätszeichen Südtirol beitragen.
Der Bauernhof Wieser
Der Bauernhof Wieser in Deutschnofen trägt seit 1985 die Auszeichnung „Erbhof“: Diese ehrt Südtiroler Familien, die seit mindestens 200 Jahren, also über mehrere Generationen, den Hof in direkter Erbfolge führen. Erste Aufzeichnungen über das Bestehen des Hofes gehen bis in das Jahr 1336 zurück; bedeutendswert ist das Jahr 1700, als die Hofstelle in den Besitz der Familie Mittermair überging und seither von mehreren Generationen geführt wurde. Heute ist es die Familie von Maria, Albert und ihren fünf Kindern Markus, Johanna, Susanne, Andreas und Toni, die auf dem Hof lebt und arbeitet. Neben der Milchwirtschaft und 12 Hektar Land bietet die Familie Urlaub auf dem Bauernhof an.
Milch wird auf dem Erbhof nach alter Tradition hergestellt. Die Kühe werden mit Heu von den umliegenden Wiesen gefüttert, von Juni bis September verbringen sie den Sommer auf der Alm. Die insgesamt 30 Kühe gehören der Rasse Grauvieh an und tragen den Titel „Presidio Slow Food“. Zusammen mit ihren 7 Kälbern werden sie jeden Morgen um 6 Uhr und abends um 18 Uhr gemolken, so wie es der respektvolle Umgang mit Tier und Umwelt verlangt und es schon immer üblich war. Nach dem Melken grasen die Kühe im Freien und kehren für die Nacht in den Stall zurück.
Der Funtnatscherhof
Eine weitere Familie, die sich dafür einsetzt, die Schönheit der bäuerlichen Traditionen an ihre Kinder und Gäste weiterzugeben, ist die Familie Kompatscher, Besitzer des Funtnatscherhofs in Völs am Schlern. Die Ursprünge des 1988 ausgezeichneten Erbhofes reichen weit zurück: Der Hof Funtynetsch wird erstmals 1351 urkundlich erwähnt und befindet sich seit 1566 im Besitz der Familie Funtnätscher, die ihn von Generation zu Generation weitergegeben hat.
Heute züchtet die Familie Kompatscher, genauso wie die Familie Mittermair, mit der sie nicht nur dieselbe Anzahl an Familienmitgliedern gemeinsam hat, (2 Eltern und 5 Kinder), 15 Kühe der Rasse Fleckvieh. Sie wenden auf ihrem Hof die Laufstallhaltung an: Eine Haltungsform, die sich auf den Milchhöfen immer mehr durchsetzt und den Tieren die Freiheit lässt, sich frei und zwanglos zu bewegen, zu fressen oder sich im Stall auszuruhen.
365 Tage im Jahr ist jedes Familienmitglied mit Einsatz und engagiert bei der Sache. Die fünf Kinder von Thomas und Paula, auch wenn sie nicht mehr auf dem Hof leben, unterstützen ihre Eltern, wo sie nur können. Schließlich sind es einer von ihnen, der eines Tages den geschlossenen Hof erben und die Geschichte ihrer Familie in der ersten Person weiterschreiben wird.