04.12.2024
Bäuerliche Advents- und Neujahrsbräuche in Südtirol

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Milchbehälter mit weihnachtlichem Hintergrund

© Foto: Sennereiverband Südtirol/Angelika Oberkofler.png

 

Die Weihnachtszeit in Südtirol ist eine Zeit voller Rituale und Bräuche, die tief in der Kultur und Geschichte der Region verwurzelt sind. Besonders auf den Bauernhöfen wird sie als eine Zeit der Besinnung und des Zusammenseins gepflegt. Hier spielt nicht nur der Glaube, sondern auch die Verbundenheit zur Natur eine zentrale Rolle. Viele Traditionen wie das Räuchern in den Rauchnächten oder das Klöckeln im Sarntal sind Ausdruck dieser besonderen Haltung. Ein wichtiger Bestandteil der Adventszeit ist auch die Zubereitung von traditionellen Köstlichkeiten – natürlich mit hochwertigen, regionalen Zutaten. Lasst uns tiefer in die bäuerlichen Traditionen der Advents- und Neujahrszeit in Südtirol eintauchen!

 

Adventskranz und Adventszeit

Der Adventskranz ist eines der bekanntesten Symbole der Vorweihnachtszeit und auch in Südtirol fest verankert. Mit seinen vier Kerzen, die an den Adventssonntagen angezündet werden, steht er für Hoffnung und Licht in der dunklen Jahreszeit. Oft wird der Kranz in Familien gemeinsam gebunden, mit frischen Tannenzweigen, roten Bändern und traditionellen Dekorationen wie Zapfen oder Trockenfrüchten.

 

Nikolaus und Krampus

Am 6. Dezember kommt der Heilige Nikolaus, ein gütiger alter Mann mit Bischofsstab und Mitra, um die braven Kinder zu belohnen. Begleitet wird er von Engeln und den furchteinflößenden Krampussen. Diese teufelsähnlichen Gestalten mit gruseligen Masken, Glocken und Ruten erinnern daran, dass gutes Benehmen belohnt und schlechtes Verhalten Konsequenzen hat. Besonders eindrucksvoll sind die Krampusläufe, bei denen Gruppen von Krampussen mit viel Lärm und Spektakel durch die Straßen ziehen.

 

 

Sankt Nikolaus Klöckeln

© Foto: IDM Südtirol-Alto Adige/Frieder Blickle.jpg

 

Klöckeln

Im Sarntal lebt ein alter Brauch weiter, der „Klöckeln“ genannt wird. Am Samstag vor oder nach dem Nikolaustag ziehen Männer in Verkleidung und mit Masken von Haus zu Haus. Sie singen alte Lieder, bringen Glückwünsche und fordern kleine Gaben. Dieser Brauch hat heidnische Wurzeln und wurde im Laufe der Jahrhunderte christianisiert. Heute wird das Klöckeln nicht nur als lebendige Tradition gepflegt, sondern im Volksglauben auch mit Schutz und Fruchtbarkeit verbunden: Es soll böse Geister vertreiben und für eine gute Ernte sorgen. Nach dem Sprichwort heißt es: "Je mehr Klöckler die Wintersaat zertrampeln, desto besser gedeiht im nächsten Jahr das Korn."

 

 

Weihnachtskekse

© Foto: IDM/Sennereiverband Südtirol/Stefano Cavada.jpg

 

Weihnachtsgebäck: Kekse und Zelten

In der Adventszeit verwandeln sich viele Küchen in Südtirol in wahre Backstuben. Besonders beliebt sind Weihnachtskekse, die in verschiedenen Formen und Geschmacksrichtungen gebacken werden. Ob zarte Vanillekipferl, Spitzbuben mit fruchtiger Marmelade oder knusprige Zimtsterne – sie alle haben eines gemeinsam: Sie werden mit hochwertiger Südtiroler Butter zubereitet, die den Keksen ihren unvergleichlich feinen Geschmack verleiht. Die Rezepte werden oft von Generation zu Generation weitergegeben und mit viel Sorgfalt und Liebe zubereitet.

 

 

Zelten

© Foto: IDM Südtirol-Alto Adige/Marion Lafogler.jpg

 

Daneben zählt der Zelten zu den traditionellen Spezialitäten der Adventszeit in Südtirol. Dieses würzige Früchtebrot, gefüllt mit getrockneten Birnen, Feigen, Nüssen und sorgfältig abgestimmten Gewürzen, ist ein echter Klassiker. Nach alter bäuerlicher Tradition wird der Zelten am 21. Dezember, dem Thomastag, gebacken. Noch heiß wird das Früchtebrot mit Weihwasser besprengt, um ihm zusätzlichen Segen zu verleihen. Vor der traditionellen Verkostung wurde der Zelten dreimal mit einer Pfanne voller Glut sowie duftenden Kräutern und Harzen geräuchert. Dieses Ritual, tief in der bäuerlichen Kultur verwurzelt, sollte Glück und Segen bis unters Scheunendach für Mensch und Tier bringen.

 

Silvester und Neujahrsschreien

Das neue Jahr wird in Südtirol mit viel Vorfreude begrüßt. Ein alter Brauch ist das Neujahrsschreien, bei dem Kinder von Haus zu Haus ziehen und mit fröhlichen Rufen ihre besten Wünsche für das kommende Jahr überbringen. Dabei erhalten sie kleine Geschenke oder Süßigkeiten – eine Tradition, die Freude und Hoffnung vermittelt.

 

Dreikönigstag

Am 6. Januar ziehen die Sternsinger durch die Straßen, um den Segen der Heiligen Drei Könige zu überbringen. Mit Kreide schreiben sie die Segensformel „C+M+B“ – Christus Mansionem Benedicat – über die Türe. Durch dieses Ritual soll das Böse auf der Hofstelle vertrieben und um Schutz und eine gute Ernte für das kommende Jahr gebeten werden. Diese Segensformel wird in geselliger Runde augenzwinkernd auch als Kas, Milch, Butter angesehen.

 

Besonders wird an diesem Tag auch das Räuchern – das sogenannte „Kini Raachn“ – gepflegt. Dabei ziehen die Menschen mit einer Räucherpfanne durch jeden Raum des Hauses und beten für Schutz und Wohlergehen im neuen Jahr.

 

 

Die Advents- und Neujahrszeit in Südtirol ist eine Zeit voller Symbolik und Herz. Sie zeigt, wie wichtig es ist, Traditionen zu bewahren und sie in die moderne Welt zu tragen. In den Bräuchen spiegelt sich nicht nur die Geschichte einer Region wider, sondern auch die Werte der Gemeinschaft, der Familie und der Besinnung. Wer die Möglichkeit hat, diese Zeit in Südtirol zu erleben, spürt, wie nah Vergangenheit und Gegenwart hier beieinanderliegen.